Wie im Abschnitt Packages
beschrieben, gibt es in Perl Namensräume (Packages), die
jeweils ihre eigenen Variablen besitzen. Diese Variablen sind in
sogenannten Symboltabellen gespeichert. Die Tabelle eines jeden
Package ist in Form eines Hash abgelegt; um darauf zuzugreifen
stellt man dem Package-Namen ein "%
" voran und
hängt zwei Doppelpunkte "::
" an.
#!/usr/local/bin/perl ### Package "main" $main_var1; @main_var2 = (2,3); package hallo; ### Package "hallo" $hallo_var; package main; ### wieder zurück in "main" foreach $v (keys %hallo::) { print "hallo> $v\n" } foreach $v (keys %main::) { print "main> $v\n" } |
Die erzeugte Ausgabe ist recht umfangreich, da auch alle vordefinierten
Variablen in der Symboltabelle von main
enthalten sind.
Man beachte, daß in %main::
(man kann hier stattdessen
auch die Kurzform %::
verwenden) nur der jeweilige Name
einer Variablen erscheint; ein Präfix (wie etwa "$
")
wird weggelassen.
Hier ein Ausschnitt der Programmausgabe:
hallo> hallo_var main> main_var1 main> main_var2 main> v main> hallo:: main> 0 |
Die Symboltabelle des Packages hallo
enthält
nur die Variable $hallo_var
, während sich in main
neben den explizit verwendeten Variablen $main_var1
,
@main_var2
und $v
auch der Name der
neuen Symboltabelle %hallo::
findet. Außerdem
stehen dort vordefinierte Variablen wie $0
, welche
den Namen des gerade ausgeführten Skripts beinhaltet.
my()
Jede Variable, die "einfach so" (wie diejenigen im Beispiel des vorherigen Abschnittes) verwendet wird, wird in die Symboltabelle des jeweils aktuellen Packages aufgenommen.
Deklariert man dagegen eine Variable mit dem Operator my
,
so wird die entsprechende Variable in einer anderen Tabelle
abgelegt, auf die kein expliziter Zugriff möglich ist.
#!/usr/local/bin/perl $var_1 = 42; my $var_2 = "Perl"; foreach $v (keys %::) { ### Symboltabelle von "main" if($v =~ /^var/) { print "$v\n" } } |
Hier erscheint in der Programmausgabe nur "$var_1
", nicht
aber "$var_2
".
Neben der Tatsache, daß my
-Variablen in einer
eigenen Tabelle verwaltet werden, ist von besonderer Bedeutung, daß
sie nur einen recht beschränkten Gültigkeitsbereich
besitzen. Während nicht besonders deklarierte Variablen (wie
$var_1
im obigen Beispiel) im gesamten Package benutzt
werden können (und über den voll qualifizierten Namen wie etwa
$main::var_1
auch in anderen Packages), so ist eine durch
my
erzeugte Variable nur in dem aktuellen Block (definiert
durch geschweifte Klammern "{...}
"), der aktuellen Datei
oder innerhalb eine Arguments von eval()
zugänglich.
Es kann in einem Package durchaus zwei Variablen gleichen
Namens geben: eine in der Symboltabelle und eine, die durch
einen Aufruf von my
entstanden ist. In einem solchen
Falle wird bei einfacher Verwendung des Bezeichners auf die
my
-Variable zugegriffen.
#!/usr/local/bin/perl -w $a = "main"; { my $a; $a = "Block"; print "$a\n"; ### "Block" print "$main::a\n"; ### "main" } print "$a\n"; ### "main" |
Im Block in der Mitte des Programms existiert neben "$a
"
der Symboltabelle von main
(Zugriff über voll
qualifizierten Namen "$main::a
" möglich) auch
eine my
-Variable gleichen Namens. Letztere verschwindet
aber wieder, sobald der umschließende Block verlassen wird.
Es ist übrigens durchaus möglich, my
-Deklarationen
zu "schachteln":
#!/usr/local/bin/perl -w my $a = "main"; { my $a; $a = "Block"; print "$a\n"; ### "Block" } print "$a\n"; ### "main" |
Man bezeichnet solche Variablen als lexikalisch, weil deren Gültigkeitsbereich schon alleine durch Untersuchung des Programmcodes feststellbar ist.
Benötigt man in einem Perl-Programm eine lokale Variable,
so sollte man im allgemeinen my
verwenden. Lediglich
in speziellen Situationen ist es angebracht, stattdessen
local
(siehe nächsten Abschnitt)
zu benutzen.
local()
Auch der Operator local
schränkt den
Gültigkeitsbereich einer Variablen ein. Allerdings
unterscheidet sich der Mechanismus grundlegend von dem
des Operators my
.
Wird eine Variable durch local
deklariert,
so wird der aktuelle Wert dieser Variablen (sofern vorhanden)
gesichert. Anschließend können dieser Variablen
neue Werte zugewisen werden. Wird der Block, in dem die
local
-Deklaration erfolgte, verlassen, so wird
der ursprüngliche (gesicherte) Wert wiederhergestellt.
#!/usr/local/bin/perl -w $a = 123; print "Main: $a\n"; { local $a; $a = 456; print "Block: $a\n"; } print "Main: $a\n"; |
Main: 123 Block: 456 Main: 123 |
Bei der Deklaration mit local
wird keine
neue Variable auf irgendeinem Stack erzeugt (wie bei my
),
sondern es wird nur der Inhalt neu zur Verfügung gestellt.
Die entsprechende Variable ist also nach wie vor global zugänglich.
Daß die Variable nach wie vor eine globale Variable ist, erkennt man auch im folgenden Beispiel:
#!/usr/local/bin/perl -w $x = 'x (main)'; print "Main: \$x = $x\n"; { local $x = 'x (local)'; print "Block: \$x = $x\n"; print "Symboltabelle: \$::x = $::x\n"; unterpr(); } print "Main: \$x = $x\n"; sub unterpr { print "unterpr(): \$x = $x\n"; } |
Main: $x = x (main) Block: $x = x (local) Symboltabelle: $::x = x (local) unterpr(): $x = x (local) Main: $x = x (main) |
Sowohl in der (globalen) Symboltabelle als
auch in der Subroutine unterpr()
, die sich, betrachtet
man den Quell-Code des Programms, außerhalb des Blockes mit
der local
-Deklaration befindet, wird für
$x
der Wert x (local)
"local
-Deklaration stattfand.
Da die Gültigkeit von local
-Variablen somit
durch den Programmablauf bestimmt wird, spricht man auch
von Laufzeit- oder dynamischen Variablen.
my()
und local()
Die folgende Tabelle zeigt noch einmal schematisch den Unterschied
zwischen my
und local
.
Rot markiert sind diejenigen Werte,
die ein print $v;
"
Code | Symboltabelle von main |
Tabelle fürmy -Variablen |
local -Stack |
Kommentar |
---|---|---|---|---|
$v = 42; |
v = 42 | Globales $v |
||
{ |
v = 100 | v = 42 | Inhalt von $v wird ersetzt |
|
{ |
v = 100 | v = 7 | v = 42 | Lexikalische Variable $v |
} |
v = 100 | v = 42 | Ende des my -Blocks |
|
} |
v = 42 | Ende des local -Blocks |
Auf die Variable in der Symboltabelle kann in diesem Beispiel immer mittels
$main::v
zugegriffen werden. Existiert zusätzlich
eine my
-Variable, so bezieht sich $v
immer
auf diese (nicht auf das globale $v
). Ein Zugriff auf den
local
-Stack ist hingegen nicht möglich.
Eine Situation, in der lokale Variablen nicht mittels my
erzeugt werden können, sind die speziellen in Perl vordefinierten
Variablen, wie etwa $"
(Zeichen, das die Elemente eines
Arrays voneinander trennt, wenn es innerhalb von doppelten
Anführungszeichen interpoliert wird). Man kann so in einem
Programmblock eine Neudefinition einer globalen Variable
vornehmen, ohne den ursprünglichen Wert explizit sichern und
am Ende wieder zurücksetzen zu müssen.
#!/usr/local/bin/perl -w $" = ','; @a = (10,20,30); print "@a\n"; { local $" = ' - '; print "@a\n"; } print "@a\n"; |
10,20,30 10 - 20 - 30 10,20,30 |
Autor: Eike Grote | Letzte Änderung: 01.11.1999 |